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«Der Aktienmarkt ist uns egal»: Wie die Swatch Group langfristig bestehen will

Die Swatch Group präsentierte am Donnerstag in Biel die Bilanz 2023 – und CEO Nick Hayek erklärte, weshalb sein Neffe Marc Hayek perfekt in die Führung des Unternehmens passt.


Nicolas Geissbühler (Bieler Tagblatt)

21.03.2024, 19:31

Donnerstagmorgen im Hauptgebäude der Swatch in Biel. CEO Nick Hayek begrüsst Medienvertreter zur Jahresbilanz 2023. Gleich nach der Begrüssung zieht er sein Jackett aus, darunter kommt kein Hemd, sondern ein T-Shirt zum Vorschein. An beiden Handgelenken trägt er je eine Uhr.

Trotz des Ukrainekriegs, dem Krieg in Gaza und der kriselnden Wirtschaft in China: Die Swatch Group kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Einzig im Nettofinanzergebnis musste ein Verlust von 41 Millionen Franken verzeichnet werden. Dies sei laut CEO Nick Hayek vor allem auf den starken Franken zurückzuführen, wie er am Donnerstag im Swatch-Hauptgebäude in der Cité du Temps in Biel sagte.

Somit betonte er, dass die Schwächung des Frankens eine «sehr positive Überraschung» für die Uhrenbranche sei. Die Schweizerische Nationalbank hat kurz vor der Medienkonferenz der Swatch Group überraschend verkündet, dass sie den Leitzins um 1,5 Prozent senken werde. Das begrüsste Hayek sehr: Der Franken sei derzeit viel zu stark und das müsse angeglichen werden.

In China herrscht Zurückhaltung

Dennoch konnte die Swatch im vergangenen Jahr einen Umsatz von 7,89 Milliarden Franken erwirtschaftet werden, was rund 83 Millionen mehr sind, als 2022. Das vergangene Jahr habe zwar viele Chancen gebracht, aber auch viele nicht voraussehbare Schwierigkeiten, sagt Hayek. Das werde sich auch fürs aktuelle Jahr nicht ändern. Eine dieser Schwierigkeiten war die in China schwächelnde Wirtschaft. Die chinesischen Kundinnen und Kunden seien zurückhaltender mit Kaufentscheidung geworden, meinte Hayek. Dennoch gelang es der Swatch Group, ihren Marktanteil in China auszubauen. Das habe damit zu tun, dass sich einige andere Uhrenmarken aus dem chinesischen Markt zurückgezogen haben. China sei nach wie vor der grösste Absatzmarkt für die Swatch Group.

Gewohnt egozentrisch tritt er auch jetzt auf. Nach wenigen Minuten gibt er das Wort weiter, lehnt sich zurück – und zündet sich eine Zigarre an. Neben ihm sitzt – wie auch schon in vergangenen Jahren – sein Neffe Marc Hayek, CEO der Luxusmarken Blancpain und Breguet, die ebenfalls zur Swatch Group gehören.

Stellt sich für den Swatch-Verwaltungsrat zur Wahl: Marc Hayek, Neffe von CEO Nick Hayek. Michel Heimli

Die nächste Generation

Dieses Jahr ist das Interesse der Medien aber ungemein grösser an seiner Person. Grund dafür ist die Ankündigung, dass er sich im Mai an der Generalversammlung zur Wahl als Verwaltungsratsmitglied stellen wird.Sein 69-jähriger Onkel Nick Hayek kommentiert seine Nomination als «sehr positives Signal». Man könne damit die Kontinuität aufrechterhalten. «Die Zukunft wäre damit gesichert», sagt er. Man könnte durch eine Wahl Marc Hayeks die nächste Generation der Familie im Verwaltungsrat begrüssen.

Marc Hayek: Lebensfreudig und ambitioniert

Auch Marc Hayek sieht die Kontinuität als Hauptargument dafür, dass man ihn in den Verwaltungsrat wählen soll. Er war bereits seit einigen Jahren in der Geschäftsführung der Swatch Group. Nun möchte er im Verwaltungsrat dafür sorgen, dass die Swatch Group «weiterhin Geschäftsführer in der Schweizer Uhrenindustrie» bleibt.

Um die Kontinuität im Unternehmen zu halten, will Marc Hayek zusammen mit seiner Mutter und seinem Onkel in den Verwaltungsrat.

«Ich lebe im Moment», sagt Marc Hayek über sich selbst – und beschreibt sich als lebensfreudig und «zwischendurch etwas ambitiös».Dass bald drei Hayeks im Verwaltungsrat sitzen könnten, sieht er nicht als Problem. «Es waren ja schon mal drei Hayeks», meint der Sohn von Nayla Hayek, Verwaltungsratspräsidentin der Swatch Group. Sie selbst konnte nicht an der Medienkonferenz dabei sein.

Ein konservatives Familienunternehmen

Die Swatch Group will also wieder mehr zum Familienunternehmen werden. Ein millionenschweres Familienunternehmen: Allein im letzten Jahr erwirtschaftete die Swatch Group einen Umsatz von 7,89 Milliarden Franken – rund 83 Millionen mehr als noch 2022.

Lange beantwortete Nick Hayek die Fragen der Medienschaffenden.

Diese Zahlen bestätigen die eher konservative Linie, die Nick Hayek mit dem Unternehmen fährt. Daneben, dass es der Familie Hayek wichtig zu sein scheint, dass die Familie das Sagen hat, sei für sie etwa eine Verlagerung von Arbeitsplätzen «sicher keine Option», wie Nick Hayek sagt.Auch will sich CEO Nick Hayek nicht von den Spielregeln der Börse beeinflussen lassen. «Es ist nicht unser Ziel, für die Börse möglichst attraktiv zu sein.» Vielmehr liege das langfristige Bestehen des Unternehmens im Fokus.

In den japanischen News

Als weiterer Punkt für eine rosige Zukunft nennt Hayek die Unternehmenskultur. Er könne allen Mitarbeitenden voll vertrauen. Als Beispiel nennt er das Projekt der MoonSwatch, die von Swatch und Omega zusammen herausgebracht wurde – und bis ganz am Schluss nicht an die Öffentlichkeit kam.«Mehrere Tausend Leute waren an den Projekten beschäftigt und alle haben geschwiegen», sagt Hayek. Als Beispiel zeigt er Aufnahmen von einem japanischen Fernsehsender, in dem gestern mehrere Minuten in den Hauptnachrichten über den neusten Werbegag diskutiert wurde. Dabei hat die Swatch Group ein Bild eines Fussabdruckes des Comichundes Snoopy auf dem Mondboden in einer Zeitung platziert – ohne jegliche Markennamen, nur mit dem Datum des geplanten Verkaufsstarts.

Nick Hayek liess sich 2023 6,67 Millionen Franken auszahlen.

Mehr konnte an der Medienkonferenz nicht besprochen werden, obschon sich die Leitung über eine Stunde lang Zeit für Fragen nahm. Auch nicht der Lohn, den sich die Verwaltungsratsmitglieder auszahlen liessen. Dieser lässt sich aber im Jahresbericht finden. Demnach erhielt Nick Hayek Vergütungen in Höhe von 6,67 Millionen Franken, was rund 140 000 Franken mehr sind, als im Vorjahr. Nayla Hayek liess sich 4,38 Millionen auszahlen, die restlichen Mitglieder des Verwaltungsrats bekamen zusammen noch gut 800 000 Franken.

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Nicolas Geissbühler

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